Vorbemerkung: Auf ebenso absurde wie infame Weise hat die Publizistin Masha Gessen jüngst Gaza mit den von den NS-Besatzern in Osteuropa errichteten Ghettos gleichgesetzt – bei denen es sich um nichts anderes handelte als Durchgangsstationen in die Vernichtungslager. Dieses jüngste Beispiel zeigt, welchen Grad willkürlicher Beliebigkeit die Bezugnahme auf die NS-Menschheitsverbrechen...
Auschwitz vor Gericht. Was vor 60 Jahren begann
Vor 60 Jahren, im Dezember 1963, begann in Frankfurt am Main der Auschwitz-Prozess. Für die Entwicklung der Bundesrepublik und der deutschen Nachkriegsdemokratie war er von maßgeblich prägender Bedeutung. Von nun an konnte die deutsche Gesellschaft nicht mehr über die Systematik ebenso wie die grauenvollen Einzelheiten des beispiellosen Verbrechens hinwegsehen, dessen sich Deutschland schuldig...
Margot Friedländer. Ihr Dasein ist ein Sieg des Lebens
Margot Friedländer ist am 5. November 102 Jahre alt geworden. Dass sie so lange lebt und mit unverwüstlichem Engagement immer weiter wirkt, ist auch ein Fanal: Jeder Tag ihres Daseins ist ein neuer Sieg über die nationalsozialistische Mordmaschinerie, von der auch sie vernichtet werden sollte. Immer noch geht sie heute in Schulen, um den jungen Deutschen als Zeitzeugin über ihr Schicksal zu...
Vernichtungskrieg: Russlands Zivilisationsbruch
Zögerliche Waffenhilfe, verstärktes Drängen auf „Verhandlungen“, wachsende Gleichgültigkeit angesichts horrender Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Es ist bedrückend und beängstigend, dass ein großer Teil der deutschen Öffentlichkeit nicht erkennen kann oder will, worum es sich bei dem russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine tatsächlich handelt – um einen...
Das Böse als Realität in der Weltpolitik
Demokratische Gesellschaften scheuen den Begriff „Das Böse“. Doch die russischen Invasoren begehen in der Ukraine Verbrechen, die keine andere Benennung zulassen. Gefragt ist eine säkulare Definition des Bösen, die seine Realität in der Weltpolitik analytisch erfasst. Wegerklären lässt es sich jedenfalls nicht. Im folgenden mein Essay, der unter dem Titel „Die Präsenz des...
Jüdisch-deutscher Patriot und Amerikaner: Ernst Cramer
Eine Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin über „Reeducation und Reorientation im besetzten Deutschland 1945-1955“ beschäftigte sich diese Woche an prominenter Stelle auch mit einer Schlüsselfigur in der Geschichte der deutschen Nachkriegsdemokratie: dem Publizisten Ernst Cramer (Fotos hier), der 2010 im Alter von fast 97 Jahren gestorben ist. Er verkörperte, was es eigentlich...
Was nicht vergeht. Nolte, der Holocaust und die Deutschen
Vor 35 Jahren brach der Historiker Ernst Nolte den „Historikerstreit“ vom Zaun. Seine Kritiker sahen in seinem Bestreben, den Holocaust historisch zu „kontextualisieren“, zu Recht den massiven Versuch einer Relativierung des singulären Menschheitsverbrechens und somit deutscher historischer Schuld. Doch Noltes Hauptkontrahent Jürgen Habermas offenbarte in seiner Kritik seinerseits...
Putins Griff nach der Holocaust-Erinnerung
Vorbemerkung: Der internationale Holocaust-Gedenktag am 27. Januar soll dem Vergessen dieser größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte entgegenwirken. Doch je weiter sie zurückliegt und je weniger es noch Überlebende gibt, die von dem Grauen der Judenvernichtung lebendiges Zeugnis ablegen können, um so größer wird die Gefahr, dass das Gedenken daran ins historisch Abstrakte entrückt. Davon...